Sankt-Peter-Ording: Vermeidbarer Tod nach Strand-Unfall? (sh:z - 10. Juli 2007)
Michael Dettmer aus München ist traurig – und fassungslos. Der ehemalige Rettungssanitäter, der in St. Peter-Ording an der Nordsee Urlaub macht, war am Sonntagabend einer der ersten, die sich um den verunglückten Jungen kümmerten. Seiner Meinung nach hätte der Zehnjährige den Zusammenstoß eines Strandseglers, auf dem er mitfuhr, mit einem Holzpfahl überleben können, wenn die Retter schneller vor Ort gewesen wären.

Nach seiner Zeitnahme traf ein Arzt erst 25 Minuten nach dem ersten Notruf vor Ort ein. Er saß an Bord des in Niebüll (52 Kilometer Luftlinie von St. Peter entfernt) stationierten Rettungshubschraubers. Ein Rettungswagen (RTW) sei gar nicht mehr gekommen. Dettmer: „Der Junge hat etwa 15 Minuten nach der Kollision noch gelebt.“ Der Fall erinnert an einen anderes tragisches Ereignis im Nordseebad Ende Mai. Damals erlag ein Mann einem Herzinfarkt. Der RTW hatte erst nach 30 Minuten bei ihm sein können. Forderungen nach einem vierten Wagen für Eiderstedt in der Saison wurden darauf laut.

Nach Angaben des für das Rettungswesen zuständigen Kreises Nordfriesland waren die RTW am Sonntagabend alle unterwegs. Der Hubschrauber sei 18 Minuten nach der Alarmierung am Einsatzort eingetroffen. Einen weiteren Wagen werde es künftig nicht geben, aber es solle eine zusätzliche Schicht eingerichtet werden. Nach dem ersten tödlichen Strandsegler-Unfall seit Jahrzehnten herrscht in dem Heilbad tiefe Betroffenheit. Für den Zehnjährigen hatte es der schöne Abschluss eines Urlaubstags werden sollen. Ein 34-jähriger Mann aus St. Peter-Ording, Mitglied im örtlichen Yacht Club, hatte ihn und seinen Vater zu einer privaten Tour über die Sandbank mitgenommen. Gegen 20.40 Uhr schreckte ein Knall die Spaziergänger auf. Etwa 500 Meter neben der neuen Badbrücke prallte der dreisitzige Flitzer gegen einen 2,50 Meter hohen und 20 Zentimeter starken Begrenzungs-Holzpfahl, der das Revier der Strandsegler kennzeichnet. Der Junge, der in einer Sitzschale rechts vom Fahrer saß, zog sich eine schwere Schädelfraktur zu. Der Vater und der Pilot des Wagens blieben unverletzt. Wie es zu dem Crash kommen konnte, ermittelt jetzt die Kripo. Der Fahrer soll den Wagen noch nicht lange besessen haben.

„Wir sind tief bestürzt“, sagte Kurdirektor Bernd Paulsen. Trauer auch im Yacht Club, der für gestern und heute ein generelles Strandsegelverbot erließ. Auch eine Veranstaltung mit Urlaubern am Wochenende wird laut Vereinssprecher Georg Michael Faltis wohl ausfallen. Faltis: „Grundsätzlich dürfen wir den Bereich, wo der Unfall geschah, im Schritttempo befahren. Der betroffene Fahrer hatte einen Pilotenschein, sein Dreisitzer war Marke Eigenbau.“ Zuletzt hatten mehrere schwere Unfälle im Sommer 2004 für Diskussionen um die Sicherheit am Strand von St. Peter-Ording gesorgt.